Dienstag, 25. Januar 2011

Eckhard Südmersen verließ Arvato

Buch setzt auf Lösungen / Betriebsrat stimmt Neuausrichtung uneingeschränkt zu
Gütersloh (tcg). Der Arvato-Vorstand schrumpft von sechs auf fünf Mitglieder, und Arvato Print, Arvato Digital Services und Arvato Services verschwinden aus dem Organigramm der Bertelsmann-Tochter. Sie werden auf 23 „strategische Markteinheiten“ verteilt. Rolf Buch krempelt seinen Laden vo Gütersloh aus unter der Überschrift „Vom Produkt zur Lösung“ um – ein Ziel, das er verfolgt, seit er 2008 den Arvato-Chefsessel erklomm.

Vorstandskollege Eckhard Südmersen wollte ihm dabei nicht folgen und verließ das Unternehmen (wir berichteten). Der Betriebsratsvorsitzende von Arvato Services in Gütersloh, Thomas Scheel, schließt aus, dass Südmersen gehen musste, weil seine Zahlen nicht den Erwartungen entsprachen. „Es ging um die neue strategische Ausrichtung.“ Und die hält Scheel für zukunftsweisend: „Der Betriebsrat hat den Vorstand wiederholt darauf hingewiesen, dass die Arvato-Vertriebler bei Kunden oft auf Kollegen treffen. Nicht selten ziehen die acht Arvato-Visitenkarten, wenn man ihnen ein Angebot unterbreitet.“
Diese Strukturen will Buch mit der Umorganisation des Unternehmens mit weltweit mehr als 60.000 Beschäftigten tilgen. Um parallel laufende Aktivitäten zu vermeiden, werden Gruppen von Firmen, die sich bislang um vergleichbare Kunden und Märkte kümmern, zu den 23 strategischen Markteinheiten zusammengeschlossen. Wie das Konzept „Vom Produkt zur Lösung“ funktioniert, habe Buch bei Arvato Systems, dem IT-Dienstleister, gezeigt, erklärt ein Mitarbeiter. Hier arbeite man schon lange nach der neuen Organisationsstruktur, die sich an den Bedürfnissen der Kunden orientiere.
Vorstandsmitglieder teilen Zuständigkeiten auf  Die Umgestaltung von Arvato ist auch deshalb von Bedeutung, weil Insider bei der Bertelsmann-Tochter die größten Zukunftsmärkte des Gesamtkonzerns sehen. Bertelsmann-Chef Hartmut Ostrowski wird nicht müde zu betonen, welche Chancen in der zunehmenden Digitalisierung ganzer Wertschöpfungsketten lägen.

In der neuen Organisationsform sind die Markteinheiten einem Vorstandsmitglied zugeordnet. Rolf Buch übernimmt die Verantwortung für Arvato Systems, für die Druckgeschäfte in den USA, für die Dienstleistungsaktivitäten in Großbritannien, Irland, China, Indien und Osteuropa, für InmediaONE, für die Infoscore-Gruppe sowie die Bereiche Arvato Customer Services und Healthcare.
Hans-Peter Hülskötter verantwortet die Markteinheiten, die im Schwerpunkt IT Hightech und Entertainment-Industrien arbeiten. Hervé Milcent führt die Arvato-Geschäfte in Frankreich, Italien, auf iberischen Halbinsel sowie in Nordafrika und Südamerika. Markus Schmedtmann verantwortet in Zentraleuropa Markteinheiten, die verstärkt den Handel und Versandhandel, Konsumgüter sowie Verlage bedienen.

Betriebsrat auf einer Linie mit Buch. Für die rund 9.400 Mitarbeiter im Großraum Gütersloh werde sich kaum etwas ändern, verspricht Buch. „Die Veränderungen finden vor allem auf der Ebene des Top-Managements statt.“ Diese Ansicht teilt auch der Betriebsrat Scheel. Er widerspricht Gerüchten, Buch wolle mit der Neuordnung auch die Mitbestimmung schwächen. „Das ist völlig abwegig.“

Quelle: http://www.nw-news.de/owl/regionale_wirtschaft/4198629_Vorstand_krempelt_Arvato_um.html